Schutzranzen – Die digitale Warnweste für ABC-Schützen

+++ WERBUNG +++ *

Dieses Jahr ist es bei uns nun so weit: Strietzi kommt in die Schule! Nachdem er noch ein Jahr Gnadenfrist gehabt hatte, kommt er jetzt nicht mehr aus. Der Ernst des Lebens … bla bla bla … ihr kennt das ja.

Nun gut. Jedenfalls braucht das Kind einen Schulranzen. Ja, ich weiß, es ist noch ein Weilchen hin. Aber ich hatte neulich mal Zeit und Lust mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Da kann man heute nämlich einige Stunden reinstecken. Bei uns damals gab es ja gerade mal zwei Modelle in jeweils zwei Farben (Scout und McNeill waren das glaube ich, oder? Oder gab’s da noch eine Dritte …?). Aber heute? Unterschiedlichste Modelle von unzähligen Marken, die ich bis vor ein paar Wochen noch gar nicht kannte. Jedes Modell ist in vielen Designs erhältlich. Der Schulranzenkauf erinnert schon fast ans Ski-Schuh-Anpassen.

Schneller als gedacht hatten wir uns dann entschieden, bzw. der zukünftige ABC-Schütze hat sich entschieden. Und so steht das gute Stück nun schon daheim in seinem Zimmer. Ich will gar nicht weiter auf den Schulranzen an sich eingehen. Darin befand sich aber eine Karte, die ich ganz interessant fand. “Schutzranzen” hat es darauf geheißen. Was auf den ersten Blick wie ein Schreibfehler aussah, stellte sich dann aber doch als recht interessant heraus. Ich las etwas von einem Sender und einer App und dachte mir, dass man das mal genauer ansehen sollte.

Die Idee

Kinder nehmen spätestens ab der ersten Klasse aktiv am Strassenverkehr teil. (Vorher sind sie ja doch meistens in Begleitung unterwegs.) Doch die Kleinen lassen sich leicht ablenken und sind für den Autofahrer unberechenbar. Da passiert es einfach immer wieder einmal, dass sie von Autofahrern falsch eingeschätzt oder schlichtweg übersehen werden. Natürlich lassen sich auch Autofahrer selbst gerne mal ablenken.

Übervorsichtige Eltern denken, dass sie dem vorbeugen können, wenn sie ihre Kinder direkt vor die Schule fahren. Doch dadurch entstehen vor den Schulen erst recht vermehrt Situationen, die für die Kinder gefährlich sein können. Hektisches Ein- und Ausparken und viel zu viele Fahrzeuge sorgen für chaotische Verkehrssituationen.

Laut dem Automobil Club Europa passieren die meisten Unfälle mit Kindern zwischen 7 und 8 Uhr auf dem Weg zur Schule. Jedoch verunglücken mehr Kinder – anders als die meisten wahrscheinlich denken – im Auto als zu Fuß.

schutzranzen - auto schüler

Die Schutzranzen-App soll helfen

Und zwar gleich in zweierlei Hinsicht.

  • Sie soll Schulkinder für Autofahrer sichtbarer machen. Autofahrer laden sich eine kostenlose App (Android und iOS; Kosten 1,- € / Monat) herunter und bekommen ein akustisches und visuelles Signal, wenn sie sich einer Schule, einem Schülerlotsen oder eben auch einem Schüler nähern. Das setzt natürlich auch voraus, dass Schulen für das System angemeldet sind und Lotsen und Kinder mit einem dementsprechenden Sender ausgestattet sind.
  • Und vielleicht haben Eltern dann auch ein besseres Gefühl dabei, ihre Kinder wieder alleine in die Schule gehen zu lassen. Eltern können nämlich auch nachverfolgen, wo sich das Kind gerade befindet. Außerdem schadet es Kindern überhaupt nicht, sich aktiv am Strassenverkehr zu beteiligen. Ja, es gibt sogar Studien, in denen erforscht wurde, dass es sich positiv auf Kinder auswirkt, wenn sie morgens zu Fuß in die Schule gehen.

Wie funktioniert das?

Schutzranzen - Funktion

Zuerst einmal muss das Kind natürlich geortet werden können. Also muss es irgendwie ein Signal senden. Das kann durch eine App (nur Android) passieren, die man auf’s Smartphone lädt. Nun haben Grundschüler meistens noch kein eigenes Smartphone. Deswegen kann man sich auch einen GPS-Tracker für 75,- € im Jahr mieten. Den packt man dann in den Schulranzen.

Damit diese Maßnahme auch was bringt, müssen natürlich auch so viele Autofahrer als möglich mitmachen. Daher ist die App für diese auch kostenlos. Zukünftig soll die Funktion auch in Navigationsgeräte direkt vom Automobilhersteller vorinstalliert sein.

Fährt man nun schneller als mit 20 km/h durch die Ortschaft – was wohl meistens der Fall sein dürfte – bekommt man ein Signal gesendet, wenn man sich in der Nähe einer Schule befindet, man auf einen Schülerlotsen zufährt oder ein Kind mit einem Tracker um die Hausecke biegt.

schutzranzen karte

Außerdem können mittels der Eltern-Funktion die registrierten Vertrauenspersonen einen Notruf des Kindes empfangen oder aktiv die Position des Kindes abfragen. Die Position des Kindes wird anonymisiert in die Schutzranzen-Cloud gesendet und kann nicht nachverfolgt werden. Die Kinder sind nur individuell und personalisiert von den Eltern auffindbar. Das dürfte eine gute Nachricht für Helikoptereltern sein. Allerdings gibt es hier eine Einschränkung: Das Kind kann selbst entscheiden, ob es von den Eltern lokalisierbar sein will.

Die Schutzranzen Lösung ist anonym, sicher und werbefrei. Sie genügt allen Anforderungen des Datenschutzes und der Datensicherheit. „Sicherheit darf nicht mit persönlichen Daten bezahlt werden – deshalb setzen wir bewusst auf Anonymität und Werbefreiheit“, erklären Walter B. Hildebrandt und Ana Aguiar, Gründer von Schutzranzen. Gleichzeitig ist die App vor Missbrauch geschützt, denn nur die Eltern können ihre Kinder über das System lokalisieren, bei den Warnungen an die Autofahrer bekommen diese nie die genaue Position der Kinder, sondern werden durch die patentierte Schutzranzen Lösung nur vor Sektoren mit Kindern gewarnt.

Langfristiges Ziel ist es zudem, die Schutzranzen Technologie serienmäßig in Autos zu integrieren, um abgelenkte Autofahrer vor schützenswerten Verkehrsteilnehmern zu warnen. Vor allem mit Blick auf autonom fahrende Autos schließt die innovative Schutzranzen Technologie eine wichtige Lücke im Bereich der Umfelderkennung. Denn bestehende Sensoren im Auto sind auf Sicht ausgelegt und witterungsanfällig. Die Schutzranzen Lösung hingegen liefert dem Auto schon frühzeitig anonyme Informationen über schützenswerte Verkehrsteilnehmer – auch dann, wenn diese beispielsweise hinter parkenden Autos verborgen sind oder wenn es stark regnet oder schneit.

Die Idee dahinter – vorallem in Bezug auf die Zukunft – gefällt mir. Allerdings haftet ihr der fade Beigeschmack der Überwachung an. Und um zu funktionieren, kennen die App noch zu Wenige. Mein Mann hat sich die App mal heruntergeladen, weil er meistens kurz vor Schulbeginn unterwegs ist. Nun ist es so, dass unsere Grundschule zum Beispiel noch nicht mit aufgenommen worden ist. Oder dass natürlich auch kein einziger Punkt zu sehen war, weil noch kein Kind einen Sender oder ein Smartphone mit Sender-App dabei hatte. Die App muss noch bekannter werden. Und dann kommt dazu, dass die wenigsten Grundschüler schon ein eigenes Smartphone besitzen. Und 75,- € / Jahr Leihgebühr für den GPS-Tracker schreckt wahrscheinlich auch viele ab. Die Sicherheit des Kindes sollte einem zwar schon was wert sein. Aber was nützt es mir, wenn kaum ein Autofahrer das Gegenstück installiert hat. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Oder war’s der Hund? Egal … Es ist natürlich so, dass Autofahrer aufmerksam sein sollten. Sind sie aber nicht. Heute weniger als früher. Wenn ich mit meinen beiden Kindern an der stark befahrenen Hauptstrasse im Ort warte, um sie überqueren zu können, schaut bestimmt jeder vierte Fahrer auf’s Smartphone. Mich ärgert das. Denn beim Fahren nutze ich mein Smartphone maximal als Navi und schreibe keine Whatsapp-Nachrichten. Aber vielleicht ist es für die ganz gut, wenn sie ab und an vom Smartphone dran erinnert werden: Hey, hier ist eine Schule! Bitte aufpassen!

Wie seht ihr das? Findet ihr eine solche App sinnvoll und würdet ihr eurem Kind einen solchen Tracker in den Schulranzen packen?

 

*) Dieser Beitrag muss als Werbung markiert werden, weil sich der eine oder andere Leser nach der Lektüre zum Kauf entschließen könnte. Ich habe für diesen Beitrag nichts erhalten. Lediglich der Schulranzen war sponsored by Oma.

7 Kommentare

    1. In manchen Punkten kann ich durchaus zustimmen. Was das Tracking von Kindern betrifft, dürfte man sich aber nicht nur auf diese App einschießen, sondern müsste auch andere Devices kritisch beobachten. Smartwatches für Kinder zum Beispiel.
      Ebenso wundert mich: Wenn Scout sich von dem Projekt distanziert, warum finde ich dann im Modell der aktuellsten Kollektion dieser Marke einen Gutschein für diese App?

      1. Natürlich ist das Tracking von Kindern grundsätzlich falsch. Dazu gibt es bei Digitalcourage e.V. einen ganz frischen Artikel: https://digitalcourage.de/blog/2018/aufpassen-statt-ueberwachen

        Smartwatches für Kinder hat die Bundesnetzagentur Ende letzten Jahres zum Glück verboten: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/smartwatches-fuer-kinder-bundesbehoerde-verbietet-spionage-kinderuhren/20598852.html

        Warum Scout sagt, sie hätten sich aus dem Projekt schon längst zurückgezogen, aber doch weiterhin Ranzen mit Spionage-Gutschein verkauft, ist eine sehr interessante Frage, auf die ich auch gern eine Antwort hätte.

      2. Schade, dass man bei Ihnen nicht kommentieren kann. Angst vor Gegenargumenten?
        Im Übrigen wurden nur Smartwatches mit “Abhörfunktion” verboten. Es gibt aber noch genügend andere Smartwatches mit GPS-Tracker. Ebenso muss man nicht extra Gadgets für Kinder kaufen. Für kleines Geld bekommt man kleine Sender, die man überall reinmogeln kann. Auch Fitness-Armbänder und smarte Outdoorbekleidung für Kinder gibt es. Kameras mit Nachtsichtgerät für’s Kinderzimmer. Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei, dagegen vorzugehen. Wer sein Kind überwachen will, wird es machen.
        Und da finde ich die Variante mit dem Warnsystem für Autofahrer wenigstens noch sinnvoll. Wenn sie eh schon nicht auf die Strasse schauen (wie ich es leider viel zu häufig beobachte), dann sollen sie wenigstens auf dem Display gewarnt werden.

      3. Zur Frage, warum noch Scout-Modelle mit Schutzranzen-Gutschein verkauft werden, hat das Unternehmen jetzt Digitalcourage gegenüber Auskunft gegeben, und zwar so: Das sind alte Chargen, in denen die Schutzranzen-Werbung noch beiliegt, und die Gutscheincodes funktionieren auch noch. Aber in neuen Modellen wird das nicht mehr gemacht.

Schreibe einen Kommentar zu Tina Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert