Sollten Kinder Programmieren lernen?

Wer meinen Blog auch nur überfliegt, dürfte wahrscheinlich schnell wissen, wie meine Antwort auf die oben gestellte Frage lauten dürfte. Es kommt immer wieder vor, dass ich über die Aussage stolpere, dass Kinder solchen Quatsch wie Coding-Lernspielzeug oder dementsprechende Apps nicht brauchen. “Brauchen”, da ist es mal wieder, dieses Wort. Aber was “brauchen” Kinder? Ich nehme mal an, dass die Playmobil-Ritterburg auch nicht unbedingt in die Kategorie fällt. Eigentlich sind sich ja alle einig: Kinder sollen draußen spielen, Bücher lesen, malen und basteln, … Sie sollen toben, die Welt erkunden und Baumhäuser bauen, et cetera pp. … Ja, sollen sie. Dagegen habe ich auch gar nichts, und das eine schließt das andere nicht aus. ABER: Unsere Kinder sind “Digital Natives”, also “Digitale Ureinwohner”. Sie wachsen heute in einer ganz anderen Welt auf, als die vorherigen Generationen. Für sie gehören Internet, Smartphone & Co. ganz selbstverständlich zum Alltag dazu. Bei den meisten zumindest. Und wenn sie selbst sie auch nur selten selbst aktiv nutzen, so bekommen sie einen ganz anderen Umgang damit vermittelt, denn die Eltern leben diesen ja meist vor.

Unsere Kinder wachsen nicht im Gestern auf

In den letzten Jahren hat sich die Technik enorm weiterentwickelt. Und ich denke, dass man die Kinder davon nicht fernhalten sollte. Ich weiß, es gibt Viele, die der Meinung sind, man sollte Kinder bis zum 12ten Lebensjahr keinen Kontakt zu Smartphone, Tablet & Co. haben lassen. Damit sie “Kind sein können”. Aber was ist “Kind sein”? “Früher ging’s auch ohne Computer und Fernsehen!”, heißt es dann immer. Unsere Kinder sind aber HEUTE Kinder. Nicht früher. Und heute gibt es eben diese Möglichkeiten. Warum sollte man ihnen diese tollen interaktiven Wimmelbilder vorenthalten? Bzw. was richte ich als Eltern an, wenn ich meine Kinder davon fernhalte? Sie stoßen dann – genau wie unsere Eltern damals – irgendwann auf das Mysterium Computer und können es sich nicht wirklich erklären. Damals war alles noch nicht so weit entwickelt. Vorallem nicht kindgerecht. Auch unsere Generation wurde damals ins kalte Wasser geworfen. Heute gibt es Möglichkeiten, die Kinder spielerisch an die Thematik heranzuführen. Warum sollen sie nicht sogar eine Programmiersprache lernen? Es wird immer früher eine Fremdsprache angeboten. Es gibt Kinderkrippen mit englischsprachigen Betreuerinnen. Wir hatten im Kindergarten eine spanische Erzieherin, die den Kindern immer wieder mal spanische Lieder beibrachte. Warum dann nicht einem 10-Jährigen eine Programmiersprache näher bringen? Er wird viel früher begreifen, wie das alles funktioniert, als wir es getan haben. Bzw. möchte ich behaupten, dass ein Grossteil von uns heute noch nicht weiß, wie ein Computer funktioniert. Und da nehme ich mich selbst nicht aus. Ich bin auch nur Anwender. Und wie schon mal in einem meiner Beiträge erwähnt, ist es mir lieber, meine Kinder lernen beim Umgang mit dem Computer auch noch etwas, als stupide irgendein Spiel zu zocken.

Deutschland hinkt hinterher

Unsere Kinder werden in Zukunft nicht mehr an den digitalen Medien vorbeikommen. “Na dann müssen sie ja nicht im Windelalter schon dran gewöhnt werden!”, wird der Eine oder Andere sich jetzt denken. Müssen sie nicht. Wenn man sie aber schon früh heranführt, wird es für sie mal einfacher sein. In Deutschland hinken wir ziemlich hinter anderen Ländern her. Dort gibt es stellenweise IT- oder Medienkompetenz-Unterricht an den Schulen. Außerdem sind diese IT-technisch oft viel besser ausgestattet. In Deutschland wird gejammert, dass dann an jeder Schule ein IT-Fachmann eingestellt werden müsste, der sich um die Geräte kümmert. Ähm … JA! Das wäre schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung. Wir sind eine Nation der Ingenieure. Wir verkaufen nicht nur Autos ins Ausland. Nein, auch unsere Dienstleistungen, unser Know-How. Da laufen uns aber inzwischen andere Länder so langsam den Rang ab. Ich glaube, jeder wünscht sich, dass seine Kinder einmal einen anständigen Beruf erlernen, durch den ihnen einmal ein angenehmes Leben möglich sein wird. Ja, der Ernst des Lebens kommt früh genug, aber warum sie nicht schon spielerisch auf etwas vorbereiten, das später sowieso unumgänglich sein wird?

Es muss ja nicht jeder Programmierer werden

Es ist ja nicht so, dass man seine Kinder darauf trimmt später etwas programmieren zu können. Computer kommen heute überall zum Einsatz. Ich zum Beispiel habe ein Handwerk gelernt. Technische Zeichnerin. Zuletzt stand ich während meiner Ausbildung vor fast 20 Jahren zum letzten Mal an einem Zeichenbrett. Inzwischen werden die Projekte nur noch am Computer geplant mit riesigen Mengen an auswertbaren Daten im Hintergrund. Zu meiner Arbeit gehört inzwischen unter anderem die Datenbank-Einrichtung und Pflege. Transparentpapier und Tuschestift? Fehlanzeige.

Ich spreche auch nicht davon, die Kinder täglich stur etwas pauken zu lassen. Die Möglichkeiten sind hier inzwischen sehr vielfältig. Es gibt schöne Bücher oder Spielzeuge oder Programme und Apps, die Kindern die Funktionsweise eines Computers erklären oder die Grundzüge einer Programmiersprache beibringen. Deswegen werden die Kinder noch lange nicht zu “Kellerkindern”. Und auch wenn sie später keine Programmierer werden, so lernen sie durch eine Programmiersprache doch auch andere nützliche Dinge: analytisches Denken zum Beispiel oder Problemlösefähigkeiten.

Ich gehöre ganz bestimmt nicht zu den Eltern, die ihre Kinder jede nur mögliche Förderung mitmachen lässt. Und obwohl unsere Kinder die Möglichkeit auf eine zweisprachige Erziehung gehabt hätten, haben wir das nicht forciert. Leider. Ich hoffe, sie werfen uns das nicht irgendwann einmal vor. Aber wir finden es wichtig, dass unsere Kinder einen vernünftigen Umgang mit den digitalen Medien lernen. So es denn auch deren Wunsch ist. Wenn sie sich einen Teufel dafür interessieren, werde ich sie auch nicht dazu nötigen. Aber grundsätzlich bin ich dafür! Und meine Kinder werden die unterschiedlichen Möglichkeiten auch angeboten bekommen. Wichtig ist nur, sie nicht damit alleine zu lassen. Man muss sich als Eltern schon mit einbringen. Und lieber machen sie ihre ersten Schritte unter meiner Aufsicht, als heimlich bei irgendeinem Freund daheim mit irgendwelchem Blödsinn.

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